Es gibt wohl kaum einen Begriff, der so unterschiedlich definiert und interpretiert, so falsch verstanden, abgedroschen und entwertet wird.
Yvonne Schwengeler
20. Mai 2024

Die drei schönsten Worte, nach denen sich jeder sehnt. Geliebt und angenommen zu werden ist ein Urbedürfnis des Menschen. Aber was ist Liebe? Wenn wir nicht durch falsche Erwartungen aufgrund überwältigender Gefühle in der Liebe enttäuscht werden wollen, müssen wir uns am Original orientieren, an Gott, der die wahre Liebe ist.

Gefühle – der einzige Gradmesser für die Liebe?

Was wäre unser Leben ohne Gefühle! Wie überwältigend das Empfinden der elterlichen Freude bei der Geburt ihres Kindes! Wie ergreifend das Staunen über die Schönheit des erwachenden Frühlings, der Farbenpracht des herbstlichen Walds, einer funkelnden Schneedecke unter dem blauen Winterhimmel. Oder die Ergriffenheit beim Hören eines Musikstücks. Was für ein Geschenk hat uns der Schöpfer gemacht, indem er uns ausgestattet hat mit der Fähigkeit zu fühlen. Empfindungen sind Teil der Ebenbildlichkeit Gottes, in der wir geschaffen sind.

Liebe wird oft als das stärkste Gefühl beschrieben. Wir verstehen darunter viele unterschiedliche Beziehungsmuster: Liebe zwischen Eltern und Kindern, freundschaftliche Liebe, romantische Liebe, leidenschaftliche Liebe und Sex, aber auch destruktive Kräfte wie Narzissmus oder Eifersucht, Besitz-
ansprüche, die auf falsch verstandener Liebe basieren. Da schlummern Kräfte, die oft alle moralischen Hemmschwellen niederreissen. Ein Grossteil der Morde sind Beziehungstaten, wenn eine vermeintliche Liebe umschlägt in Hass.

Das ist das grosse Problem: Wir setzen Liebe einzig und absolut mit einem Gefühl gleich, das unseren Herzschlag erhöht, feuchte Hände beschert und das rationale Denken ausschaltet. Liebe macht blind, das ist ein geläufiger Satz, ist aber falsch. Verliebtheit macht blind, die Liebe sieht die Realität und liebt trotzdem.

Verliebtheit = Liebe?

Die meisten haben es schon mal erlebt: Schmetterlinge im Bauch, verliebt bis über beide Ohren. Man befindet sich in einem emotionalen Ausnahme-, ja Rauschzustand. Die Gedanken kreisen ausschliesslich um diese eine Person, das Objekt der Sehnsucht. Botenstoffe wie das sogenannte Glückshormon Dopamin überschwemmen das Hirn und erzeugen einen Zustand, der einem Suchtkranken entspricht. Das, was wir für Liebe halten, ähnelt einer Zwangs- und Wahrnehmungsstörung, die unser Denken und Handeln verändern kann. Das soziale Umfeld reagiert oft kopfschüttelnd über die Euphorie und das Ausblenden der Realität des Verliebten.

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 05/2024