Dank sei Gott! Er rettete mich und unsere Ehe.
Daniela Wagner
8. Oktober 2018

Jürg Fässler im Gespräch mit ethos.

Deine Frau und eure beiden kleinen Jungs waren deine Oase, so hast du es beschrieben. Dennoch wurde dir eine andere Frau wichtiger als deine Familie. Was liess dich glauben, bei dieser Frau etwas zu finden, was du noch nicht hattest? Weshalb erschien dir deine Oase plötzlich als Wüste, als Mangel?

Am Anfang der Beziehung mit meiner Frau war vor allem ich es, der Entscheidungen traf und unseren Weg bestimmte. Ich hatte in Claudia nicht die gewünschte starke Partnerin auf Augenhöhe. Sie liess mich entscheiden und fand das Meiste gut, was ich vorschlug. In der neuen Beziehung waren es gemeinsame Interessen wie der Sport, die Musik, die guten Gespräche, das gegenseitige Verständnis füreinander. Ich bekam Anerkennung und Lob, welches ich zuhause vermisste. Dann reizte mich auch das Unbekannte. Als ich realisierte, dass ich mich verliebt hatte, versuchte ich für mich Rechtfertigungen zu suchen, indem ich zuhause und an meiner Frau nur noch die negativen Seiten sah.

Wie würdest du eure Ehe beschreiben, als du dich von deiner Frau trenntest?

Unsere Ehe war nicht schlecht. Aber alles war so normal geworden, ohne Höhepunkte. Der Alltag und eine gewisse Routine liessen mich vergessen, wie es einmal gewesen war. Zudem verändern sich Menschen und driften leider manchmal auseinander, wenn sie zu ihrer Beziehung nicht Sorge tragen.

Ich war nicht eigentlich auf der Suche nach einer anderen Frau. Es hat sich einfach ergeben und ich habe es zugelassen, mich in diese Frau zu verlieben.

Du hast deine Sehnsucht nach Liebe und Annahme bei einer Frau stillen wollen und hast erlebt, dass dies letztlich nur Gott kann. Durch deine Beziehung zu ihm ist dieses Vakuum gefüllt worden. Fakt ist aber, dass es auch gläubige Männer gibt, die ihren Frauen untreu werden. Wo gilt es, wachsam zu sein und den Riegel frühzeitig zu schieben?

Der Glaube an Gott macht mich nicht automatisch zu einem besseren Menschen, aber bei ihm weiss ich mich angenommen und wertgeachtet. Vermutlich wäre der Ehebruch nicht passiert, wenn wir Gott von Anfang an als Dritten in den Bund unserer Beziehung eingeladen hätten. Mir ist klar geworden, dass die wirkliche, anhaltende Liebe eine Willensentscheidung ist. In meinen Gedanken beschliesse ich, wen mein Herz liebt. Ich habe mich entschlossen, meine Frau zu lieben. Das fällt mir nicht schwer, wenn ich mich bewusst dafür entscheide, das Schöne und Gute an ihr zu sehen. Deshalb habe ich sie ja auch geheiratet.

Du sagst, eure Liebe zueinander sei heute tiefer als zuvor. Was macht diese Liebe aus?  

Wir haben eine Schatzkiste mit gemeinsam Erlebtem. Auf diese schönen Ereignisse  schauen wir immer wieder dankbar zurück. Beispielsweise auf das Glück, dass wir unsere Buben in ihrer Entwicklung begleiten durften; Familienferien, gemeinsame Freunde und Bekannte, Bike-Ausflüge und andere Highlights. Aber wir erinnern uns auch zusammen an Schweres und Trauriges, an Verletzungen, die wir überwunden und wie wir uns wieder gefunden haben.

Und jetzt geniessen wir die neue Zweisamkeit und freuen uns an unseren Söhnen, die langsam flügge werden. Wir werden zusammen älter und kennen mittlerweile die Ecken und Kanten des anderen. Mit Gottes Hilfe schaffen wir es heute besser, damit umzugehen.

Lesen Sie das ganze Interview in ethos 10/2018.